Theorie und Praxis der Inhalationstherapie
Damit das inhalierte Arzneimittel wirken kann, muss es in ausreichender Menge in den Bronchien ankommen. Daran sind unterschiedliche physikalische Mechanismen beteiligt. Die Impaktion beschreibt das Aufprallen der inhalierten Partikel an Verzweigungen im Bronchialbaum, sodass diese Teilchen nicht in die tieferen Lungenabschnitte gelangen. Ähnlich wie ein Auto aus der Kurve getragen wird und an die Leitplanke oder den Baum prallt, wenn der Fahrer zu schnell gefahren ist, hängt auch in den Atemwegen die Impaktion von der Geschwindigkeit der Einatmung ab. Daher ist die optimale Geschwindigkeit beim Einatmen von entscheidender Bedeutung für gutes Inhalieren. Hier gibt es nun Unterschiede je nachdem, welches Inhalationssystem benutzt wird. Meist ist es günstig, langsam, tief und gleichmäßig einzuatmen. Für Dosieraerosole reicht ein geringer Atemfluss von 20 l/min aus. Das ist viel weniger, als die meisten Patienten vermuten.
Wichtig im praktischen Alltag ist die Haltung des Kopfes beim Inhalieren. Wenn man den Kopf wie beim Trinken ein wenig in den Nacken legt, sind die Atemwege im Rachen weiter geöffnet und die Kurve weniger eng, sodass das Medikament mit dem Einatemstrom leichter hindurch kann. Auch auf Zunge und Zähne muss man achten. Man nimmt das Mundstück zwischen die Lippen und hält dabei die Zahnreihe locker auseinander, ohne auf das Mundstück zu beißen. Dadurch bleibt auch die Zunge locker am Mundboden liegen. Sie darf nämlich keinesfalls nach oben zum Gaumen gedrückt werden, weil das den Weg bei der Inhalation verengen würde. Ein anderes physikalisches Prinzip ist die Sedimentation. Damit wird beschrieben, dass sich die eingeatmeten Teilchen in der Lunge absetzen. Für diesen Faktor spielt die Größe der Teilchen eine wichtige Rolle, ihre Dichte und ihre Füllung. Um eine gute Sedimentation zu gewährleisten, soll man nach dem Einatmen mehrere Sekunden die Luft anhalten und eine Pause machen, bevor man wieder ausatmet. Dann können sich die eingeatmeten Medikamente gut in den Bronchien ablagern. Große Fortschritte gibt es bei inhalativen Antibiotika. Es wurden Teilchen entwickelt, die wie eine hohle durchlöcherte Kugel aussehen und wegen ihrer geringen Dichte daher besonders gut und weit in die Lunge fliegen können. In den letzten Jahren wurden die Inhalationssysteme immer weiter verbessert, sodass mehr Medikament die Lungen erreichen kann. Dennoch kommen auch mit neuen Pulverinhalatoren weniger als 40 % der nominellen Dosis in der Lunge an.