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Marion Wilkens | So erschienen im Alpha1-Journal 1/2025.

Resilienz im Fokus: Wie wir als Gesellschaft und im Gesundheitswesen stärker werden können

Unter dem Motto „Resilienz – sich und andere stärken“ fand vom 3. bis 6. Mai 2025 in Wiesbaden der 131. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) statt. Mit rund 9.000 Teilnehmenden setzte Kongresspräsident und DGIM-Vorsitzender Professor Dr. med. Jan Galle ein deutliches Zeichen: Resilienz – die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen und an Herausforderungen zu wachsen – ist gerade für chronisch kranke Menschen, ihre Angehörigen und das medizinische Personal von zentraler Bedeutung.

In Zeiten von Fachkräftemangel, Strukturreformen und globalen Krisen stellt sich zunehmend die Frage: Wie kann die medizinische Versorgung auch unter schwierigen Bedingungen menschlich, nachhaltig und qualitativ hochwertig bleiben – und wie bleibt das medizinische Personal dabei selbst gesund? Diese Herausforderungen betreffen nicht nur Fachleute, sondern auch Patientinnen und Patienten ganz direkt. Resilienz ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine Grundvoraussetzung – denn nur wer auch unter Stress einen klaren Kopf behält, kann am Ende eines langen Arbeitstags empathisch und kompetent behandeln und Fehler vermeiden.

Was ist Resilienz?

Resilienz beschreibt die seelische und körperliche Widerstandskraft – und sie kann trainiert werden. Das betonte auch Professor Dr. Imad Maatouk, Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin am Universitätsklinikum Würzburg. Professor Galle, Direktor der Klinik für Nephrologie am Klinikum Lüdenscheid, unterstrich: „Die Entwicklung von Resilienz ist ein lebenslanger Prozess. Unsere Aufgabe in der Inneren Medizin ist es, Patientinnen, Patienten und medizinisches Personal auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen.“

Der Kongress versammelte nicht nur Expertinnen und Experten aus Klinik, Praxis und Forschung, sondern widmete sich auch gesellschaftlichen Fragestellungen rund um das Thema Resilienz. Mit der Beteiligung der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen konnte erstmals ein prominenter Partner gewonnen werden, der eindrucksvoll zeigt, wie Resilienz unter extremen Bedingungen gelebt wird. Dr. Tankred Stöbe, Internist und Buchautor, betonte: „Manchmal hilft es mehr, selbst aktiv zu werden, als ohnmächtig zuzusehen – auch das ist Resilienz.“

Ein bislang oft verdrängtes Thema rückte ebenfalls in den Fokus: der Klimawandel. Dr. Martin Herrmann, Mitgründer und Vorsitzender von KLUG e. V. (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit), machte eindringlich auf die gesundheitlichen Folgen zunehmender Hitzebelastung aufmerksam. So schätzt das Robert Koch-Institut (RKI) rund 3.200 hitzebedingte Todesfälle im Sommer 2023 und etwa 3.000 im Jahr 2024 – betroffen sind vor allem vulnerable Patientengruppen. Für ihren Schutz braucht es angepasste Strukturen in der Klinik, Praxis und öffentlichem Leben. Entsprechende Fachvorträge gaben auf dem Kongress wichtige Impulse.

Impressionen

Impression vom DGIM 2025
Impression vom DGIM 2025

Rückten Alpha-1 in den Mittelpunkt: Unsere Beiräte Prof. Dr. Trudzinski (Heidelberg, Abbildung 1, links), Prof. Dr. Koczulla (Schönau, Abbildung 1, rechts) sowie Dr. Rupp (Stuttgart, Bild rechts).

Persönliche Geschichten: „Fokussiere dich auf das, was du beeinflussen kannst.“

Einen besonders bewegenden Beitrag leistete Franziska Liebhardt, dreifach organtransplantierte Paralympicssiegerin und Vorsitzende des Vereins KiO e. V. (Kinderhilfe Organtransplantation – Sportler für Organspende). Offen sprach sie über Rückschläge, Neuanfänge und den Mut, neue Perspektiven zu entwickeln. Ihre Botschaft: Resilienz bedeutet nicht Unverwundbarkeit – sondern die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Ihr eindringlichster Satz: „Lege den Fokus auf das, was du beeinflussen kannst.“

Dr. med. Christian Becker, Sprecher der JUNGEN DGIM und Kardiologe am Universitätsklinikum Göttingen, spannte den Bogen zur Digitalisierung. Aus seiner Sicht erfordert der Umgang mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) ebenfalls Resilienz. Die schlechteste Lösung sei es, sich nicht mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Im besten Fall nutzt der Arzt die Stärken der KI, um seine eigenen im Umgang mit Patienten weiter auszubauen.

Faktencheck

Entwicklungen in der Inneren Medizin

  • 42 % der Internisten sind Frauen
  • 18 % der Internisten sind unter 40 Jahre alt
  • 30 % arbeiten in Teilzeit
  • 30 % der Hausärztinnen und Hausärzte stammen aus der Inneren Medizin

Die Zahl angestellter Internisten stieg von 2.807 (2016) auf 4.027 (2020).

Regionale Unterschiede prägen weiterhin die Versorgungslage.

Pneumologie und seltene Erkrankungen im Blick

Auch die Pneumologie war auf dem DGIM-Kongress vertreten. Ein besonders informativer Vortrag am Samstag wurde von Dr. Sommerwerck, Prof. Dettmer und Prof. Vogelmeier gestaltet. Leider war das Interesse am Thema Bronchiektasen gering – ein Umstand, der nachdenklich stimmt. Wenn schon dieses Krankheitsbild wenig Aufmerksamkeit erhält, wie schwierig ist es dann erst für seltene Erkrankungen wie den Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Gehör zu finden?

Ethik und KI: Herausforderungen für die Zukunft

Der dritte Kongresstag begann mit einer Pressekonferenz zu einem hochaktuellen Thema: Künstliche Intelligenz in der Medizin. Professor Hirsch betonte, dass KI nicht nur bei der Diagnostik und Dokumentation unterstützt, sondern ebenfalls das Arzt-Patienten-Verhältnis grundlegend verändert. Künftig müssen Ärztinnen und Ärzte auch die Einschätzungen von KI-Systemen verständlich erklären können – eine neue Dimension des Vertrauens in der Behandlung. Alpha1 Deutschland unterstützt die Forderung, dass der Einsatz von KI im sensiblen Bereich der Medizin klaren ethischen Richtlinien folgen muss.

Starker Abschluss mit Alpha-1 im Fokus

Ein Highlight zum Abschluss des Kongresses war das Industriesymposium der Firma CSL Behring, das dem Thema Alpha-1-Antitrypsin-Mangel gewidmet war – und zu unserer Freude sehr gut besucht wurde. Unter der Leitung unserer Beiräte Prof. Dr. Trudzinski (Heidelberg) und Prof. Dr. Koczulla (Schönau) sowie Dr. Rupp (Stuttgart), ebenfalls Beirat bei Alpha1 Deutschland, der als niedergelassener Pneumologe die Perspektive der Praxis einbrachte, stand die Stärkung der Aufmerksamkeit für Alpha-1 im Mittelpunkt. Ein gelungener Abschluss unseres Kongressbesuchs. Ob Arzt, Patient oder Angehöriger – Resilienz ist ein Thema, das uns alle betrifft. Der DGIM-Kongress 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wir im medizinischen Alltag und als Gesellschaft lernen können, mit Krisen umzugehen, einander zu stärken und neue Wege zu finden. Alpha1 Deutschland war mittendrin – und wir nehmen viele wichtige Impulse mit.

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