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Eine Kur auf Borkum

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Thomas Heimann, so erschienen im Alpha1-Journal 01/2015

Alpha-1-Patient Thomas Heimann (54) aus Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) nahm im Februar an einer Rehabilitationsmaßnahme in der Nordseeklinik auf der Insel Borkum teil. In seinem Tagebuch berichtet er von seinem Aufenthalt.

Im Februar dieses Jahres ging es für mich – einen PiZZ aus dem Norden – nach Borkum in die Nordseeklinik. Was landläufig als „Kur“ bezeichnet wird, ist eine „Rehabilitationsmaßnahme zur Teilhabe am Arbeitsleben“, kurz: Reha. Dies ist bereits meine zweite Reha. Ich arbeite Vollzeit und brauche noch keinen Sauerstoff.

Die Nordseeklinik auf Borkum ist eine von vielen Reha- Einrichtungen auf der Insel. Sie gehört zur Deutschen Rentenversicherung (Rheinland) und liegt direkt an der Strandpromenade. Auf Borkum gibt es kaum Autoverkehr und eine Inselbahn zwischen Hafen und Stadt. Von der Klinik sind es in die Innenstadt etwa fünf Minuten zu Fuß, bis an den Strand nicht mal eine Minute. Hier erholen sich etwa 180 Patienten mit Lungen- oder psychosomatischen Problemen.

An meinem ersten Tag auf Borkum war das Wetter diesig und kühl. Die Überfahrt mit der Fähre habe ich trotzdem genossen: Zweieinhalb Stunden die Ems hinaus – zwischen Holland und deutschem Festland. Es gibt viel zu sehen auf dem Wasser. Nach dem Einchecken habe ich mit anderen Neuankömmlingen eine Wasserflasche für die Zapfanlage im hauseigenen Kiosk besorgt. Die erste Überraschung: Der Kiosk ist beinahe eine ausgewachsene Kneipe. Sogar ein „Feierabendbier“ war hin und wieder drin.

Der zweite Tag in der Nordseeklinik begann mit einer Blutabnahme und dem Eingangs-Check-Up beim Oberarzt. Als Patient mit AAT-Mangel mit Emphysem ist man hier kein Exot. Auch substituierte Alphas sind hier immer wieder dabei. Ich fühlte mich ausgesprochen gut beurteilt und war auf die anstehenden Behandlungen gespannt. Mir wurden einige auf das Emphysem ausgerichtete Behandlungen verordnet. Die Klinik und die Ärzte machten einen sehr kompetenten Eindruck.

In der Nordseeklinik habe ich verschiedene Anwendungen erhalten, die dem Training oder der Entspannung und Dehnung dienten. Dazu gehörten Meerwasserinhalationen, Bäder und Schlammpackungen sowie Gymnastik nach der individuellen Leistungsfähigkeit. In der Klinik gab es ein schönes Schwimmbad und eine neue Sauna. Begeistert hat mich auch der gut ausgestattete Fitnessraum mit Blick auf das Meer. Wenn es das Wetter zuließ, machten wir die Gymnastikübungen am Strand.

Zwischen all den Übungen gab es immer wieder medizinische Untersuchungen und Termine mit meinem behandelnden Arzt. Mit der Prolastin-Versorgung gab es in der Nordseeklinik keine Probleme. Ich hatte im Vorfeld bei meiner Hausarztpraxis ein Prolastinrezept für 4 Wochen bestellt und es an die Nordseeklinik schicken lassen. Das hat super geklappt.

Während meines Aufenthaltes habe ich nur wenige Sauerstoff-Patienten gesehen. Das lag sicher auch an der Jahreszeit. Es gab dennoch viele Sauerstoff-Nachfülltanks in der Klinik. Ich hatte den Eindruck, dass auch Sauerstoffpatienten hier bestimmt gut aufgehoben sind und trainieren können, so gut es eben geht.

Im Vergleich zu meiner ersten Reha in den Bergen, habe ich mich in der Nordseeklinik viel wohler gefühlt. Das lag für mich als Segler bestimmt an der Nähe zum Wasser. Leider habe ich mir nach zwei Wochen einen heftigen Infekt eingefangen, der mit einem Antibiotikum behandelt werden musste. Das war sehr schade, da damit die Reha-Maßnahmen gestoppt werden mussten. Vielleicht war die Reha für einen Lungenkranken wie mich im Winter nicht sinnvoll. In dieser Zeit ist die Erkältungsgefahr sowieso groß und die Ansammlung so vieler potenziell Kranker erhöht das Risiko zusätzlich.

Mein Fazit: Aufgrund meines Infektes ist der Reha-Erfolg bei mir nur teilweise eingetreten. Aber dafür kann die Klinik nichts. Wenn möglich, will ich zwischen Mai und Oktober wieder in die Nordseeklinik. Interessant fand ich, dass man sich hier nicht nur mit den Lungenproblemen befasst, sondern auch mit den psychischen Begleitumständen, die eine chronische Krankheit auslösen kann. In der Nordseeklinik können sich Erkrankte mit psychosomatischen Problemen auseinandersetzen. Zudem bietet Borkum als Insel auch viel neben der Reha. Besonders schön war die Aussicht mit Blick auf den großen Leuchtturm und das Meer.

Thomas Heimann, so erschienen im Alpha1-Journal 01/2015.

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