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„Let´s talk about Alpha-1“ – Wenn das Leben dazwischenfunkt…

AutorIn

Monika Tempel, Wissenschaftlicher Beirat (Bereich Krankheitsverarbeitung, Psyche, Angehörige)

Was beim Infotag 2018 mit 27 engagierten Angehörigen begonnen hatte, sollte beim Infotag 2019 für alle interessierten „Kümmerer“ mit zwei Angeboten fortgesetzt werden. Doch dann kam das Leben dazwischen … und der „DIY-Workshop“ und die „Alpha-1-Angehörigen-Sprechstunde“ mussten in diesem Jahr in Göttingen leider ausfallen.

Schade! Denn der Handwerkskasten für den Workshop „Richtig helfen kann man lernen!“ war bereits gut bestückt. Hier können Sie einen Blick auf den geplanten Inhalt werfen: Hoffentlich können wir diese Werkzeuge beim nächsten Infotag gemeinsam auspacken und erproben. Bis dahin ist es leider noch ziemlich lange hin… Was halten Sie also davon, wenigstens ein oder zwei Werkzeuge schon mal an dieser Stelle theoretisch unter die Lupe zu nehmen?

7 Mythen (falsche Vorstellungen) über Gefühle

Für die gemeinsame Stressverarbeitung von Patienten und Angehörigen ist der Umgang mit Emotionen wichtig, denn die „Kümmerer-Reise“ ist mitunter eine Achterbahn der Gefühle.

Diese Gefühle hängen von vielen Faktoren ab – und sie beeinflussen ihrerseits eben diese Faktoren, z. B.:Wie fühle ich mich angesichts der vielen Ansprüche, die ein Leben mit Alpha-1 bedeutet? Welche Gefühle habe ich gegenüber „meinem“ Alpha-1-Patienten? Wie kompetent fühle ich mich in der Kümmerer-Rolle?

Es ist kein leichtes Spiel, mit all diesen Gefühlen zurechtzukommen. Hinderlich beim angemessenen Umgang sind vor allem Mythen über Gefühle. Hier können Sie erfahren, ob auch Sie möglicherweise von gängigen Fehlannahmen über Gefühle beeinflusst werden.

Kommt Ihnen der ein oder andere Mythos vertraut vor? Dann versuchen Sie doch einfach mal, Gegenpositionen zu den sieben Mythen zu formulieren. Hier ein Beispiel für Mythos 2:
Gefühle sind weder gut noch schlecht – Gefühle sind einfach da. Merken Sie, wie der Hase läuft?

Sofort-Hilfe bei Kümmer-Stress

Das Leben mit Alpha-1 ist selten leicht – doch manchmal entsteht zusätzlich eine akute Belastung. Dann benötigt man als Kümmerer eine Sofort-Hilfe gegen Stress. Die „S.T.O.P“-Übung ist ein Schlüssel, der jederzeit schnell und effektiv die Tür in einen stressfreien Raum öffnet. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie die „S.T.O.P“-Übung täglich in entspannten Situationen einüben, damit sie bei Bedarf automatisch abgerufen werden kann.

„S.T.O.P.“ ist ein Akronym für:
S – top
T – ief durchatmen
O – bacht … auf Gedanken,
Gefühle, Körperempfindungen
P – räsent sein

Stopp:

Für eine Minute stoppen, was Sie gerade tun.

Tief durchatmen:

Ein paar langsame, bewusste Atemzüge tun. Dem Atem folgen, wie er fließt – ohne zu versuchen, ihn zu ändern. Der Atem ist ein Anker, der Sie in die Gegenwart bringt.

Obacht … auf Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen:

Beobachten Sie, was in Ihnen vorgeht – ohne zu versuchen, es zu ändern. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Was denke ich gerade jetzt?
  • Was sage ich dabei zu mir selbst?
  • Welche Gefühle verspüre ich gerade jetzt? (aufgeregt? traurig? verwirrt?…)
  • Welche Körperempfindungen verspüre ich? (Beklemmung? Lähmung? Leichtigkeit?…)

Sie werden erfahren: Allein die Beobachtung und Benennung der Empfindungen beruhigt bereits.

Präsent sein:

Jetzt sind Sie aus der reaktiven, gewohnheitsmäßigen Haltung in eine achtsame Haltung gewechselt. Ab jetzt können Sie bewusst entscheiden, wie es weitergehen soll.

Die „S.T.O.P“-Übung kann für Sie zu einer Routine werden – wie Zähneputzen. Denken Sie jeden Tag über das Zähneputzen nach – oder tun Sie es einfach? Machen Sie es genauso mit der „S.T.O.P“-Übung – Just do it!

Jetzt haben Sie zwei Werkzeuge aus dem Workshop „Richtig helfen kann man lernen!“ kennengelernt. Das kann möglicherweise in bestimmten Situationen schon recht hilfreich sein. Noch effektiver wird es natürlich, wenn man die Werkzeuge gemeinsam erforscht und ausprobiert und dann in seinen Alltag als Kümmerer integriert. Welche Technik hinter den Werkzeugen steckt, wie man sie konkret anwendet, mit welchen Kniffen man sie am besten für sich nutzt – das alles können wir hoffentlich gemeinsam beim nächsten Infotag erarbeiten.

Ihre Monika Tempel
Wissenschaftlicher Beirat (Bereich Krankheitsverarbeitung, Psyche, Angehörige), so erschienen im Alpha1-Journal 1-2019.

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