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Nicole Scherhag, so erschienen im Alpha1-Journal 1/2024.

Vor 25 Jahren wollte ich kein Weihnachten mehr im Gefängnis verbringen … um dort zu arbeiten.

Nach dem Studium der Sozialpädagogik habe ich die ersten Jahre meiner Berufstätigkeit in einer Justizvollzugsanstalt verbracht. Schwerpunktmäßig betreute ich hier verurteilte Gewaltund Sexualstraftäter. Es war eine spannende und herausfordernde Tätigkeit, die jedoch im Laufe der Zeit auch ihre Spuren hinterließ. Und so habe ich meine Verbeamtung aufgegeben und den Wechsel in ein völlig neues Aufgabengebiet vollzogen.

Seit 1999 bin ich im Gesundheitsbereich tätig und besetze hier jene Themen, die zur medizinischen Problematik hinzukommen und den kranken Menschen das Leben unter Umständen sehr schwer machen. Mein Augenmerk gilt den psychischen und den sozialen Folgen von Krankheiten, also den Fragestellungen, die sich in besonderem Maße auf das Alltagsleben der Betroffenen auswirken und die häufig genau dann virulent werden, wenn sich auch im medizinischen Bereich etwas verändert, leider oft dann, wenn eine Verschlechterung zu verzeichnen ist. „Wie gehe ich mit den psychischen Belastungen um?“, „Kann ich meinen Beruf weiter ausüben?“, „Wie erhalte ich einen Schwerbehindertenausweis?“ „Ich habe so viel Angst, was kann ich tun?“. Das könnten beispielsweise Fragen sein, mit denen Betroffene sich an mich wenden.

Mit dem Aufbau der ersten Beratungsstelle für chronisch nierenkranke Menschen und ihre Angehörigen an der Universitätsklinik Mainz begann mein Wirken in der Medizin. Hier war ich zwei Jahre im Rahmen eines Forschungsprojektes als Angestellte tätig. Danach habe ich mich selbstständig gemacht. Nun sind die Verbesserung der Lebenssituation chronisch kranker Menschen und die ganzheitliche Versorgung der Betroffenen meine beruflichen Schwerpunkte, welche ich mit großem Engagement und Herzblut ausfülle. Im Laufe der Jahre kamen weitere Tätigkeitsfelder hinzu. Heute bin ich in folgenden Bereichen tätig: Lungenerkrankungen, Nephrologie, Onkologie, Kardiologie, Lipidologie, neuromuskuläre Erkrankungen und seltene Erkrankungen.

Mein Anliegen ist die stetige Verbesserung der psychosozialen Versorgung chronisch kranker Menschen. Dafür biete ich vielfältige Seminarangebote an, bilde Patientenbegleiter aus, schreibe Patientenbroschüren, moderiere Veranstaltungen und berate chronisch kranke Menschen und ihre Familien. Darüber hinaus bilde ich Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in meinen Themen fort, um auch sie zu sensibilisieren und ihnen ein hohes Verweisungswissen zur Verfügung zu stellen, sodass sie Betroffene rasch an die richtigen Stellen anbinden können.

Meine feste Überzeugung ist, dass Lebenszeit und Lebensqualität chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen neben der medizinischen Versorgung auch stark von der gelingenden psychosozialen Bewältigung der Erkrankung abhängen. Also von der Frage, inwieweit es Betroffenen und ihren Familien gelingt, die finanziellen, beruflichen, emotionalen und sozialen Folgen der Erkrankung aufzufangen und abzufedern. Diese Belastungen sind immens und fordern in besonderem Maße heraus. Meines Erachtens ist der Weg einer guten Bewältigung über die organisierte Selbsthilfe am ehesten von Erfolg geprägt und von daher ist es mir eine große Freude, in Ihren Beirat berufen worden zu sein. Gerne bringe ich mein Wissen und meine Kreativität ein und freue mich auf das gemeinsame Wirken.

Im Privaten bin ich verheiratet und Mutter einer 21-jährigen Tochter, die vor Kurzem das Haus verlassen hat. Ich lese gerne, reise viel, bin gerne unter Menschen und in der Natur. Sport ist für mich ein wohltuender Ausgleich.

Da mir der Kontakt mit Kindern ganz besonders viel Freude macht, bin ich ehrenamtlich als Leselernhelferin in der Grundschule engagiert. Einmal pro Woche übe ich mit den Kindern – eine sehr lustige, bereichernde und schöne Aufgabe.

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