AutorIn
Marion Wilkens, 1. Vorsitzende Alpha1 Deutschland e. V.
Nebenwirkungen melden – aber wann ist es eine Nebenwirkung und wo melde ich es? Und warum ist es eigentlich wichtig?
Das Melden von Nebenwirkungen macht Arzneimittel sicherer
Etwas Gutes hat die Pandemie, es wird mehr über Nebenwirkungen gesprochen und viele haben gerade nach den Impfungen ihre Begleiterscheinungen gemeldet. Das sollten wir aber nicht nur zu Pandemiezeiten tun, denn:
Wir Patienten und auch unsere Angehörigen sind unentbehrlich, wenn es darum geht, potentielle Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu melden. Wir sind es, die die Nebenwirkung haben und nur wir können darüber berichten und andere damit vorwarnen. Nur wenn wir alles melden, können Informationen zu Medikamenten aktuell bleiben und auch bei Bedarf notwendige Maßnahmen ergriffen werden. Da jeder Mensch anders ist, reagiert er eben auch anders und so kann es sein, dass Sie eine unerwünschte Reaktion erleben, die während der Zulassungsstudien unter den Probanden nicht aufgetreten ist. Und damit andere die Erfahrungen, die Sie durchmachen mussten, nicht auch erleben müssen, melden Sie unbedingt Ihre Reaktionen.
Gerade in den ersten Jahren nach der Zulassung eines neuen Arzneimittels sind Meldungen besonders bedeutsam. Und dazu zählen alle Meldungen, auch wenn sie uns noch so unwichtig erscheinen wie z. B. ein „Nichtwirken“. Bei häufigerer Meldung von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kann ggf. eine Information darüber im Beipackzettel hinzugefügt werden.
Was ist nun genau eine Nebenwirkung und wo kann ich nachschauen, ob diese nicht bereits bekannt ist?
Arzneimittel können eine Wirkung, eine Nebenwirkung und auch Wechselwirkungen haben. Wechselwirkungen können nicht nur mit anderen Medikamenten, sondern auch z. B. durch gleichzeitige Aufnahme von Nahrungsmitteln auftreten. Sollen Sie ein Medikament „vor dem Essen“ einnehmen, bedeutet dies möglichst zwei Stunden vorher, damit es sich im leeren Magen verbreiten kann, und auch „nach dem Essen“ bedeutet eigentlich zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit. Bereits bekannte Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Arzneimitteln sind in der Fachinformation (FI) und in der Packungsbeilage aufgelistet, die für jedes in Europa zugelassene Arzneimittel erstellt werden. Die Fachinformation und die Packungsbeilage geben zudem Auskunft, wie das Medikament angewendet werden soll, denn nur eine korrekte Einnahme kann bestmöglich helfen.
Die Packungsbeilage sollte in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben sein, ist aber häufig in sehr kleiner Schrift verfasst. Leider möchten viele Patienten nicht wissen, was für Nebenwirkungen das Produkt haben könnte und hoffen lieber auf die Wirkung zum eigentlichen Problem. Daher wird die Packungsbeilage oft nicht gelesen. Letztlich ist erst ein informierter Patient auf der sichereren Seite und kann Beschwerden besser einordnen.
Um Nebenwirkungen zu melden, brauchen wir auch die Information, wie und wo wir das machen können
Gemeldet werden können Nebenwirkungen an den Arzt/die Ärztin oder in der Apotheke. Über die Webseite www.nebenwirkungen.bund.de oder www.nebenwirkungen.de gibt es auch einen direkten Weg, die nationalen Zulassungsbehörden, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu informieren. Ebenso können Nebenwirkungen direkt beim Hersteller eines Medikaments gemeldet werden.
Sogenannte „Rote-Hand-Briefe“ geben wichtige neue Informationen zu Medikamenten an Ärzte. Der Rote-Hand-Brief ist eine in Deutschland gebräuchliche Form eines Informationsschreibens, mit dem pharmazeutische Unternehmen heilberufliche Fachkreise über neu erkannte Arzneimittelrisiken informieren, fehlerhafte Arzneimittelchargen zurückrufen oder sonstige wichtige Informationen mitteilen. (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Rote-Hand-Brief)
Am besten besprechen Sie sich mit Ihren Ärzten, die gemäß ihrer Berufsverordnung dazu verpflichtet sind, Nebenwirkungen zu melden. Letztlich gelangen alle Meldungen zu einer großen europäischen Nebenwirkungsdatenbank, die von jedem Interessierten eingesehen werden kann.
