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Thomas Heimann, so erschienen im Alpha1-Journal 1/2024.
Über meinen Ärger mit dem Deutschen Rentenversicherung Bund von der Beantragung bis zur Genehmigung meiner Reha in der richtigen Einrichtung hatte ich ja im letzten Journal schon berichtet. Kurz vor Redaktionsschluss kam dann die Einladung in die Ostseeklinik, Schönberg-Holm (OKLI) für Ende November 23.
Auf Anraten meines Arztes sollte ich in der Grippesaison 23/24 lieber keine solchen Einrichtungen besuchen, um Exazerbationen zu vermeiden. Die Einrichtung konnte das durchaus nachvollziehen und so besprachen wir, den Start für die Reha auf kurz nach Ostern zu legen. Da der Beginn der Reha mehr als sechs Monate nach dem ergangenen Bescheid angetreten werden konnte, musste die DRV dem neuen Termin zustimmen. Ich wandte mich damit direkt an die Mitarbeiterin, mit der ich schon bei der Aufarbeitung meiner ‚verlorenen Akten bei der DRV‘ in Kontakt war. Das ging gut und schnell.
Also waren 13 Monate nach Antragstellung alle Voraussetzungen für die Reha gegeben.
Warum Ostseeklinik Schönberg-Holm?
Für mich gab es mehrere Gründe, meine Reha in der OKLI zu beantragen:
- Reha in den Bergen ist zwar schön anzuschauen, aber die Steigungen sind für mich kaum schaffbar. Auch das rauere Klima an der Nordsee tut mir nicht gut. Also schaute ich Richtung Ostsee.
- Ich habe in einer vorherigen Reha, ganz im Süden Bayerns, einmal gelernt, was für mich Alpha-1 Emphysematiker die richtigen sportlichen Aktivitäten sind, um mich so fit wie möglich zu halten. Ich treibe seither regelmäßigen Reha-Sport und kann also auch in einer nicht auf Alpha-1 spezialisierten pneumologischen Reha-Einrichtung formulieren, was ich brauche und was mir guttut.
- Mein diagnostisches Hauptziel in der Reha war festzustellen, ob ich eventuell jetzt schon sauerstoffpflichtig bin oder nicht.
- Meine AAT Substitution mache ich selbst und habe dafür auch immer alles dabei. Es gab also keine Diskussion, ob und wie eine Versorgung in der Reha-Einrichtung durchgeführt werden könnte. Das hatte ich im Vorwege mit der Einrichtung geklärt.
- Zu guter Letzt wollte ich für mich als Alpha1 Vorstandsmitglied einmal herausfinden, ob es im Norden an der Ostsee nicht auch eine Reha-Klinik gibt, in der wir Alphas gut aufgehoben sind. Es konnte doch nicht sein, dass sich das immer nur auf den Süden konzentriert!
Wie war es denn nun in der OKLI?
Meine Anreise hatte ich mit eigenem Auto gemacht, auch um mein Fahrrad mitzunehmen.
Das Willkommen startete sehr freundlich und herzlich am Counter. Es gab mir das Gefühl, in einem Hotel zu sein. Ich wurde von einem persönlichen Erstbetreuer übernommen, der mir das Zimmer, die Postfächer, das Orientierungssystem der Klinik, das Essenssystem und somit eine erste Orientierung gab. Kaum auf dem Zimmer ging es auch schon zur Eingangsuntersuchung mit anschließender Aufnahmevisite bei der Ärztin. Sehr ausführlich! Wo stehe ich mit meiner Erkrankung und was ist mein Ziel in dieser Reha. All dies mündete in meinem individuellen Therapieplan, der dann für alle Ärzte und Therapeuten ersichtlich im System hinterlegt war.
Alle Zimmer hatten entweder eine kleine Terrasse oder einen Balkon. Ein Fernseher an der Wand, Stuhl, Sessel, Bett, großes Duschbad und reichlich Schrankraum ließen mich auf die kommenden Wochen freuen.
Impressionen
Das Restaurant hatte den Namen wirklich verdient. Ein reichliches Frühstücks- und Abend-Buffet und ein Mittagsmenü mit Service am Platz ließen wieder einen klaren Hotelcharakter entstehen. Den Kaffee durfte man sich auch in den eigenen Thermobecher abzapfen.
Die Therapieplanung erfolgte in der OKLI ähnlich wie in anderen Reha-Einrichtungen auch. Es gab ein Postfach, in dem zum Abend die Termine und Anwendungen des nächsten Tages aufgelistet waren. Aus den Gesprächen mit anderen Patienten wurde deutlich, dass offenbar wirklich jeder seine individuelle Planung hatte.
Neben den Anwendungen war auch für ausreichend Ruhe und Entspannungsphasen gesorgt. Zu Beginn der Reha kann es einem vorkommen, als passierte zu wenig. Das muss wohl so sein, um erst einmal aus seinem Alltag herunterzukommen. In der zweiten und dritten Woche hatte ich dann ein deutlich strafferes Therapieprogramm.
Wer neben den verordneten Therapien noch mehr machen wollte, konnte in den Abendstunden die freien Zeiten von ‚Muckibude‘ und Schwimmbad nutzen. Die Lage zur Ostsee mit 700 m zum Strand machten schöne und erholsame Spaziergänge möglich. Gut ausgebaute Fahrradwege am und auf dem Deich erlaubten mir auch längere Radtouren mit Blick auf die See. Am Wochenende wurden während meines Aufenthaltes geführte Radtouren angeboten, bei denen es – nicht nur für EBiker – Infos und Einblicke in die ‚Probstei‘ nordöstlich von Kiel gab. Empfehlenswert! Fahrräder konnten vor Ort geliehen werden. Für eigene Räder gab es einen großen Unterstand mit Strom für Ladegeräte.
Mein Fazit nach drei Wochen
Wer sich und seine AATM-Erkrankung schon kennt und sich vor allem mit sportlichen Aktivitäten fit für die nächste Zeit machen oder sich von einer zurückliegenden Anstrengung erholen will, ist hier gut aufgehoben. Je nach eigenen Vorkenntnissen kann man auch hier die üblichen Theorie- und Hintergrundveranstaltungen zu COPD, Sozialdienstlichem, Schwerbehinderung, Rententhemen, usw. besuchen. Frisch diagnostizierte Alphas, die möglicherweise noch eine weitergehende Diagnostik oder therapeutische Einstellung benötigen, sollten mithilfe des Hausarztes vorher sehr genau prüfen, ob alle erforderlichen Maßnahmen in der OKLI möglich sind. Dies gilt aber ja grundsätzlich für alle Rehas.
Ein Gedanke noch zur Substitution:
Ich höre in unserem Verein immer wieder, dass Einrichtungen im Zusammenhang mit der Substitution versuchen, diese möglichst nicht übernehmen zu müssen. Bisweilen wird eine Ablehnung damit begründet, dass es sich um eine Bluttransfusion handele, für die man nicht eingerichtet sei. Meines Erachtens ist das nicht zutreffend!
AAT ist ein Medikament, das i.V. verabreicht wird. Jede Reha-Einrichtung, die auch Blut abnimmt, kann auch i.V. verabreichen.
Wer also dieser Diskussion aus dem Weg gehen will, kann sich ja überlegen und mit seinem Hausarzt besprechen, sein Medikament für die angedachte Rehazeit mitzubringen. Dann ist lediglich die Gabe des Medikaments noch abzustimmen.