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Gabi Niethammer, Alpha1 Deutschland e.V., so erschienen im Alpha1-Journal 2/2022.
Liebe Mitglieder,
es ist kaum zu glauben: im Mai 2023 bin ich seit 18 Jahren im Vorstand von Alpha1 Deutschland, zunächst viele Jahre als Schriftführerin und in den letzten acht Jahren als zweite Vorsitzende.
Was ist nicht alles in dieser Zeit geschehen und wie viele Vorstandsvorsitzende habe ich begleiten dürfen: für mich begann die Reise 2005 mit Elisabeth Takahashi, einer quirligen kleinen Dame aus Köln, die nach Vereinsgründung 2001 die Zügel in die Hand genommen hatte und diese eisern festhielt. Betroffene liebten sie für ihre gute Beratung, der ein oder andere Referent und Pharmavertreter fürchtete ihre dominante Art. Nach internen Querelen übernahm Gernot Beier 2012 den Vorsitz. Aus Melchow kommend lag seine große Stärke darin, den Verein mit Herz und (fast Berliner) Schnauze zu führen. Ihm war vor allem wichtig, dass es Betroffenen, Vorstandskollegen und Referenten gut ging. Von den Mitgliederzahlen wuchs der Verein stetig und hatte seinen Schwerpunkt darin, die Mitglieder umsichtig zu betreuen. Wir alle waren bestürzt und traurig, als Gernot Beier 2015, wenige Wochen vor der Mitgliederversammlung, plötzlich verstarb. Tatsächlich war mein ursprünglicher Plan gewesen, mich nicht zur Wiederwahl aufstellen zu lassen, zehn Jahre Vorstandsarbeit erschienen mir genug. Mit Gernots Tod änderte sich alles und ich übernahm die Aufgabe des zweiten Vorsitzes. Der Verein war mittlerweile auf 500 Mitglieder angewachsen und neue erste Vorsitzende wurde Marion Wilkens, die damals in Hamburg lebte und heute im hessischen Gernsheim zu Hause ist. Sie vereint das, was eine ideale Vorsitzende bei Alpha1 Deutschland e. V. für mich ausmacht: ein tiefes Verständnis für die Sache; die Fähigkeit, jedem zugewandt und kompetent gerecht zu werden, sei es Mitglied, Betroffener, Mediziner, Pharma, nationale oder internationale Politik; großer Fleiß, den wir anderen Vorstandsmitglieder ihrer Gesundheit zuliebe gern das ein oder andere Mal bremsen würden und eine umwerfend liebenswerte Art.
Zusammen mit unseren großartigen Herren Peter Hübner und Thomas Heimann sind wir ein wirklich tolles vierblättriges Kleeblatt – und doch ist es Zeit für mich zu gehen. Vor fast 20 Jahren startete ich meine Alpha1 Reise, weil mein damals vier Wochen alter Sohn als ZZ-Betroffener meine volle Unterstützung brauchte. Ich hatte das Gefühl, möglichst viel über die Erkrankung wissen zu wollen, um diesem absoluten Schreckgespenst begegnen zu können. Im Lauf der Jahre wurde mir der Verein fast zum dritten Kind, ich legte ganz viel Herzblut und Energie hinein, um die Erkrankung bekannt zu machen, Ärzte zu vernetzen, Pharma und Politik anzutreiben und unsere Mitglieder gut zu betreuen. Unzählige Gespräche habe ich mit vielen von Ihnen führen dürfen, sie alle waren so wertvoll und bereicherten mich sehr. Und – ohne Quatsch – besonders glücklich fühlte ich mich all diese Jahre, wenn ich vor Ihnen auf der Bühne stand, in Ihre lieben Gesichter schaute und eine Mitgliederversammlung oder den Alpha1-Infotag moderieren dürfte.
18 Jahre … – So wie mein Sohn längst volljährig ist und seine eigenen Erfahrungen hinsichtlich seiner Krankheit machen muss, ist es an mir, mein nun ebenfalls volljähriges drittes Kind ein Stück weit ziehen zu lassen und den Platz freizumachen für neue Ideen und Ansätze. Gleichzeitig schaffe ich für mich ein Vakuum, welches ich bestimmt eines Tages beruflich wieder ausfülle, am liebsten mit meinen Stärken in Beratung, Moderation und Liebe zu Wort und Schrift. Falls Sie dahingehend eine Idee für mich haben, immer her damit.
Drei Kinder – und natürlich drehe ich auch dem „Kleinsten“ mit mittlerweile über 900 Mitgliedern nicht den Rücken zu. Gern übernehme ich einen Beiratsposten, den ich vor allem dafür nutzen werde, weiterhin die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien zu betreuen und den Vorstand redaktionell zu unterstützen.
Ich freue mich, Sie alle am 5.5.2023 in Bad Wildungen zu treffen. Lassen Sie uns meinen Abschied aus dem Vorstand und Beginn einer Zeit als Beirätin gemeinsam fröhlich begehen.
Ihr Dino
Gabi Niethammer