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Dr. Malin Fromme, Prof. Dr. Pavel Strnad, so erschienen im Alpha1-Journal 2/2023.
Viele Alphas erhalten von uns in den Befundbriefen eine Empfehlung zur Impfung gegen Hepatitis A und B. Um die Hintergründe zu erläutern, werden wir Ihnen die beiden Infektionen kurz vorstellen und erklären, warum wir diese Impfungen für sinnvoll erachten.
Die Hepatitis B zählt mit weltweit etwa 350 Millionen Virusträgern zu den häufigsten Virusinfektionen des Menschen. Dabei herrscht jedoch eine regional sehr unterschiedliche Verteilung, vor allem in Asien, in Afrika südlich der Sahara, Südamerika, dem Südpazifik und dem Mittleren Osten findet man eine besonders hohe Prävalenz (Cornberg et al. 2021). Ursächlich für die Infektion ist das Hepatitis-B-Virus, welches über Blut sowie Körpersekrete und somit sexuell, über Nadelstichverletzungen, kontaminierte Blutprodukte und perinatal (also im Verlauf der Entbindung) übertragen werden kann. Eine Ansteckung über Bluttransfusion ist allerdings in westlichen Ländern durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen nahezu ausgeschlossen.
Nach meistens mehreren Monaten Inkubationszeit kommt es in den allermeisten Fällen zu einer asymptomatischen Hepatitis. Manchmal verläuft diese mit milden Symptomen, in etwa 1/3 der Fälle kann eine akute, ikterische (also mit Gelbsucht verbundene) Hepatitis auftreten. Es zeigen sich dabei häufig unspezifische Symptome wie grippale Beschwerden, Oberbauchschmerzen oder Müdigkeit. In über 90 % kommt es zu einer Ausheilung der Hepatitis. In etwa 5 % führt die Infektion jedoch zu einer persistierenden (fortbestehenden), asymptomatischen Trägerschaft des Virus (Robert-Koch-Institut 2016). Daraus kann sich eine chronische Hepatitis mit erhöhtem Risiko für eine Leberzirrhose und begleitende Komplikationen, wie u.a. die Entstehung von Leberkrebs, entwickeln. Die Diagnose wird über Bluttests gestellt. Zur Therapie der chronischen Form stehen verschiedene antivirale Medikamente zur Verfügung (Cornberg et al. 2021; Robert-Koch-Institut 2016).
Eine Komplikation der Hepatitis-B-Infektion kann eine Koinfektion mit Hepatitis D sein. Da das Hepatitis-D-Virus ein „inkomplettes Virus“ ist, kann es nur zusammen mit Hepatitis B auftreten. Etwa 5 % der chronischen Hepatitis-BInfizierten tragen auch das Hepatitis-D-Virus und weisen im Vergleich zu mono-infizierten Probanden einen deutlich schwereren Verlauf auf.
Die Hepatitis A wird häufig durch auf Reisen in mediterrane, tropische oder subtropische Regionen erworben. Erreger ist das Hepatitis-A-Virus, welches fäkal-oral beispielsweise durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser übertragen wird (Robert-Koch-Institut 2023). Während die Infektion bei Kindern meist asymptomatisch verläuft, nimmt das Risiko für schwere Symptome und fulminante (heftige) Verläufe mit dem Lebensalter zu. Bei über 80 % der Erwachsenen kommt es zu einer akuten Hepatitis mit Ikterus (Gelbsucht). Weitere Symptome können Fieber, ein Hautausschlag, Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall sein. Ein fulminanter Verlauf mit Leberversagen ist insgesamt sehr selten, auch kommt es fast nie zu einer Chronifizierung der Infektion (Robert-Koch-Institut 2023). Auch hier erfolgt die Diagnose über eine Blutuntersuchung. Die Therapie ist symptomatisch, die Erkrankung verläuft meist selbstlimitierend, also ohne äußere Einflüsse endend (Robert- Koch-Institut 2023).
Sowohl gegen die Hepatitis B, als auch die Hepatitis A gibt es präventive Impfungen.
Für die Hepatitis B empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit über 20 Jahren allen Kindern eine Impfung als Standardimpfung (STIKO 2023). Die Grundimmunisierung besteht dabei aus drei Impfdosen innerhalb des ersten Lebensjahres. Darüber hinaus gibt es bei Personen mit Immunsuppression oder Grunderkrankung, die einen schweren Krankheitsverlauf erwarten lässt (z. B. dialysepflichtige Personen) und Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko (z. B. intravenöser Drogenkonsum oder Kontakt zu Infizierten im häuslichen Umfeld) eine Indikationsimpfung (STIKO 2023). Diese wird bei niedrigem Impftiter im Blut durchgeführt, das heißt, wenn im Körper nicht genügend Antikörper vorhanden sind, um vor den Krankheitserregern zu schützen. Auch als berufsbedingte Impfung oder Reiseimpfung kann die Hepatitis-B-Impfung durchgeführt werden (Impfkommission 2021). Eine Auffrischungsimpfung wird nicht generell empfohlen. Ausnahmen sind die oben erwähnten Indikations- oder berufsbedingten Impfungen (Impfkommission 2021; STIKO 2023). Zusätzlich kann die Hepatitis-B-Impfung gegen eine Hepatitis- D-Infektion schützen. Im Gegensatz dazu gibt es für die Hepatitis-A-Impfung keine generelle Impfempfehlung. Sie wird häufig als Indikationsimpfung (z. B. bei Sexualverhalten mit erhöhtem Expositionsrisiko), berufsbedingte Impfung oder Reiseimpfung durchgeführt (STIKO 2023).
Zusätzlich kann die Hepatitis-B-Impfung gegen eine Hepatitis-D-Infektion schützen.
Warum aber nun empfehlen wir Alphas eine Hepatitis-A- und B-Impfung? Zumindest Menschen mit einem schweren Alpha1-Antitrypsin- Mangel (Genotyp Pi*ZZ) gelten als stark lebergefährdet. Das Risiko einer Leberzirrhose ist bei ihnen etwa 20fach erhöht. Bei Menschen mit dem heterozygoten Pi*MZ Genotyp ist die Lage weniger dramatisch, ohne Vorliegen von zusätzlichen Risikofaktoren, wie Diabetes oder Übergewicht, gehen wir von einem nur zweifach erhöhten Risiko aus. Trotzdem denken wir, dass es sinnvoll ist, diese Menschen vor einer Hepatitis-B-Infektion zu schützen, zumal es Daten gibt, dass die Kombination der beiden Risikofaktoren potenziell gefährlich sein kann. Somit sollen ein fulminanter Verlauf der Infektion sowie unnötige Risiken minimiert werden. Nichtsdestotrotz wollen wir auch betonen, dass vor allem das Risiko einer Hepatitis-B-Infektion sehr vom Lebensstil abhängt und bei vielen Menschen sehr niedrig ist.
BEI BEDARF KÖNNEN SIE DIESEN ARTIKEL GERNE IHRER KRANKENKASSE VORLEGEN UND UM DIE ÜBERNAHME DER KOSTEN FÜR DIE IMPFUNG BITTEN. ES EMPFIEHLT SICH, DIE ENTSPRECHENDE UNTERSTÜTZUNG ZU BEANTRAGEN.