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Kilimandscharo – die langsame Anpassung ist das Erfolgsrezept

AutorIn

Herbert Rude

Für einen PiZZler wie mich ist es sicherlich noch einmal eine besondere Herausforderung, den Aufstieg auf einen Berg wie den Kilimandscharo zu wagen. In vielen Gruppen mit gesunden Teilnehmern kommt laut den Guides oft nur einer von vier oben an. Dass ich den Aufstieg schaffte, lag wohl entscheidend an der Vorbereitung und der Art der Durchführung.

Ein Jahr lang plante und trainierte ich, machte mehr oder weniger fünf Mal die Woche Sport und kaufte mir die notwendige Ausrüstung für die extremen Temperaturunterschiede zwischen plus 30 und minus 15 Grad. Dazu ließ ich mich noch gegen mehrere Tropenkrankheiten impfen und legte mir eine Reiseapotheke zu. Als ich am 9. September auf dem Stella Point stand, einem der Kilimandscharo-Gipfel, etwa 5.750 Meter hoch, war der Traum vom Aufstieg auf den Schneeberg am Äquator tatsächlich in Erfüllung gegangen. Ein Jahr lang hatte ich geplant und trainiert, und nun war es geschafft. Die Tour war sicherlich eines der größten Abenteuer meines Lebens.
Obwohl die Expedition strapaziös war und ich mehrfach an Abbruch dachte, hat sie meine Gesundheit eher gefördert. Während der Blutsauerstoffgehalt beim Aufstieg in etwa 3.000 Meter Höhe nur bei etwa 85 Prozent gelegen hatte, waren es beim Abstieg in gleicher Höhe über 90 Prozent. Gemessen hatte ich davor in knapp 4.800 Meter Höhe, da waren es 73 Prozent.

Schon durch das Vorbereitungstraining mit regelmäßigem Fahrradfahren, Krafttraining und Zirkeltraining im Fitness-Studio hatten sich FEV-1 und Lungenüberblähung deutlich gebessert. Der FEV-1 nahm von 75 Prozent auf 88 Prozent zu und der Überblähungswert ging von 160 auf 120 Prozent zurück. Das Wichtigste beim Aufstieg ist die Anpassung an die zunehmend dünnere Luft. Deshalb sollte man unbedingt langsam aufsteigen und viel trinken. Dann bildet der Körper mehr rote Blutkörperchen und kann dadurch mehr Sauerstoff binden. Mehr als 800 bis 1.000 zusätzliche Höhenmeter am Tag sollten es nicht sein, und schlafen sollte man immer deutlich unterhalb des höchsten Punkts der Tagesetappe. Ich hatte deshalb eine 8-Tages-Tour über die Lemosho-Route gewählt. Es gibt auch schnellere Routen, doch da sind die Ausfallquoten sehr hoch.

Leichte Kopfschmerzen gehören wohl trotz langsamer Adaption dazu, die hatte jeder aus unserer Gruppe mal, genauso wie gelegentliche Appetitlosigkeit oder auch mal Schlafprobleme. Schwere Kopfschmerzen oder starker Husten blieben mir erspart, da hilft dann nur der schnelle Abstieg, nach dem sich die Beschwerden aber auch meistens schnell wieder geben sollen.

Sauerstoff haben die Guides oder Führer übrigens dabei. Wer Sauerstoff benötigt, darf den Aufstieg allerdings nicht fortsetzen, sondern muss sofort runter. Seit diesem Jahr gibt es übrigens auch Hubschrauber, allerdings schlägt der Einsatz mit über 1.000 Dollar zu Buche. Eine Möglichkeit zur Anpassung ist übrigens bereits der Hinflug. In großen Flugzeugen entspricht der Kabinendruck etwa 1.800, in kleinen etwa 2.400 Meter Höhe. Wer generell Probleme mit Höhenluft hat, sollte also für den Urlaub besser Plätze in großen Flugzeugen buchen. In den nächsten Urlaub starte ich ohne Flugzeug. Denn es geht in die Alpen, zum Skifahren. Da reichen Höhen zwischen 1.000 und 3.000 Meter. Zur Vorbereitung habe ich den sportlichen Schwerpunkt nun auf Gymnastik und Yoga verlagert, wegen der Beweglichkeit. Mit Konditionstraining trete ich nun etwas kürzer, meine Kondition profitiert, wie mein allgemeiner Gesundheitszustand, aber nach wie vor vom Kilimandscharo-Projekt.

Herbert Rude

So erschienen im Alpha1-Journal 2/2018.

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