AutorIn
Malin Fromme, Christina Schrader und Pavel Strnad für das Alpha1-Leberteam aus Aachen, so erschienen im Alpha1-Journal 2/2024.
Liebe Alphas,
im Laufe der letzten Jahre haben wir bei vielen von Ihnen eine Leberuntersuchung durchgeführt, die meisten von Ihnen wurden in der letzten Zeit auch telefonisch oder postalisch kontaktiert, um gemeinsam mit uns einen Fragebogen auszufüllen.
Das Ziel war es, das Voranschreiten der Alpha1-Antitrypsin- Mangel (AATM)-assoziierten Leber- und Lungenerkrankung zu erfassen und zu evaluieren, wie gut unsere nicht-invasiven Leberfibrose-Tests (wie zum Beispiel der FibroScan) die Entwicklung einer lebensbedrohlichen Lebererkrankung (z.B. Transplantation oder Dekompensation einer Leberzirrhose) vorhersagen können. Die entsprechenden Ergebnisse wurden nun in der Zeitschrift Gastroenterology veröffentlicht:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39414159/
Im Rahmen dieser Studie wurden 737 Teilnehmer*innen mit dem homozygoten Genotyp Pi*ZZ durchschnittlich über 3,5 Jahre nachverfolgt, 25 europäische Zentren haben mitgemacht. Insgesamt sind 39 Teilnehmer verstorben, wobei Leber und Lunge die Haupt-Todesursachen darstellten. Bei den 41 Betroffenen, die eine lebensbedrohliche Lebererkrankung entwickelt haben, konnte gezeigt werden, dass diese schon bei der ersten Baseline- Untersuchung signifikant höhere nicht-invasive Leberfibrose- Testergebnisse gezeigt hatten.
Erfreulicherweise konnte auch bewiesen werden, dass unsere Leberfibrose-Tests (z.B. FibroScan und AST-zu- Thrombozyten-Index/ APRI) eine exzellente Vorhersagekraft für diese Leber-Endpunkte zeigen. So entwickelte kein einziger Patient/keine einzige Patientin mit einem initialen FibroScan-Wert unter 7.1 kPa eine lebensbedrohliche Lebererkrankung im gesamten Follow-up, wohingegen das Risiko mit ansteigender Lebersteifigkeit anstieg. Im Gegensatz zu unseren nicht-invasiven Leberfibrose- Tests haben Surrogatmarker der Lungenfunktion (z.B. FEV1-Wert) nur eine moderate Vorhersagekraft für Lungen-Endpunkte (wie Transplantation oder Lungenassoziiertes Versterben) gezeigt.
Insgesamt helfen uns diese Ergebnisse, das individuelle Risiko einer AATM-assoziierten Leber- und Lungenerkrankung besser einzuschätzen und eine genaue Risikostratifizierung vorzunehmen. Dies ist nicht nur für die klinische Versorgung, sondern auch für die aktuell laufenden Medikamenten-Studien essenziell, um eine passgenaue Behandlung zu ermöglichen.
Ein weiteres longitudinales Projekt, welches aktuell von dem Alpha1-Leberzentrum in Aachen durchgeführt wird, ist eine metabolische Studie zur Evaluation der Bedeutung von metabolischen Risikofaktoren, wie z.B. Übergewicht und Diabetes mellitus bei Patienten mit dem Genotypen Pi*ZZ. Während eine abschließende Fertigstellung und Publikation der Ergebnisse aktuell noch in Arbeit sind, zeigen vorläufige Auswertungen klare Ergebnisse. So war die Präsenz von Diabetes mellitus mit einem etwa sechsfach erhöhtem Risiko assoziiert, eine lebensbedrohliche Lebererkrankung zu entwickeln. Ähnliche Trends zeigen sich auch in Pi*ZZ-Patienten mit Adipositas – das Risiko war bei diesen Patienten etwa viermal höher als bei Patienten mit Normalgewicht. Diese Ergebnisse unterstreichen einmal mehr die Bedeutung eines gesunden Lebensstils mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung für die Lebergesundheit. Gleichzeitig weisen sie uns darauf hin, dass Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren ein engmaschigeres Monitoring benötigen.
Wir möchten uns auf diesem Wege ganz herzlich für Ihre Mitarbeit und Teilnahme an der Studie bedanken. Ohne Sie wären diese Studie nicht möglich, die uns so wichtige Ergebnisse für das Management der „Alphas“ in der Klinik liefert und zu einer kontinuierlich besseren Versorgung beiträgt! VIELEN DANK! Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an uns.